Neu erschienen:
Als Jude im deutschen Fußball – Die drei Leben des Martin Abraham Stock
Gefördert von der Weichmann-Stiftung
Martin Abraham Stock war der erste Jude, der es bis in den Bundesvorstand des Deutschen Fußball-Bundes brachte. Sein Werdegang ist weitgehend unbekannt geblieben. Mit seiner Biografie möchte Dr. Arthur Heinrich das ändern.
Martin Stocks Leben stand unter einem übergeordneten Ziel: nicht als Jude, sondern als ganz normaler Deutscher wahrgenommen zu werden. Durch politische Enthaltsamkeit, lokalpatriotische Verbundenheit und nationale Gesinnung wollte er seinen Beitrag dazu leisten. Als wirksames Mittel, die angestrebte Assimilation und Akkulturation zu erreichen, erschien ihm sein Engagement im Bereich des Sports. Er übte Funktionen in seinem Verein, der Altonaer Spielvereinigung von 1895, und im Verband, dem Norddeutschen Sport-Verband, aus. Während der Weimarer Zeit war er einer der bekannteren deutschen Fußball-Schiedsrichter, der auf dem Sprung zu internationalen Einsätzen stand.
Schon die erste Phase der nationalsozialistischen Herrschaft brachte für ihn das berufliche Aus als selbständiger Kaufmann. Zwischenzeitlich unter dem Vorwurf der „Rassenschande“ inhaftiert, bemühte er sich erst nach dem November-Pogrom von 1938 um eine Auswanderung, die jedoch nicht zustande kam. Am 8. November 1941 wurde er zusammen mit über 950 Hamburger Juden nach Minsk deportiert. Er überlebte nicht nur das dortige Ghetto, sondern auch die sich anschließende Gefangenschaft in verschiedenen Zwangsarbeits- und Konzentrationslagern. Britische Soldaten befreiten ihn im April 1945 in Bergen-Belsen.
Die Erfahrungen als rassisch Verfolgter und die erlebte Versklavung und Ermordung zahlloser Menschen änderten nichts an der grundlegenden Einstellung Martin Stocks: Er blieb ein weitgehend unpolitischer Mensch, dem es nicht einmal ansatzweise um Sühne und Bestrafung der Täter und Handlanger zu tun war. Hierin lag wohl die Voraussetzung für seinen Aufstieg im Nachkriegssport, der ihn bis in das höchste Gremium des Deutschen Fußball-Bundes führte.
Materialien zu Martin Stocks Leben finden sich unter anderem in Staatsarchiv Hamburg, wo Akten seines gescheiterten Emigrationsversuchs und seines Wiedergutmachungsverfahrens aufbewahrt werden. Auch ein im Umfang bescheidener persönlicher Nachlass ist erhalten geblieben. Mit seiner Stieftochter hat Arthur Heinrich mehrere Gespräche geführt.
Das Buch ist im Verlag „Die Werkstatt“ erschienen und kann online oder im Buchhandel erworben werden.
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